Gedenken für über 500 deportierte Juden

Auf dem Gelände des Alten- und Pflegeheims St. Michael war früher das Sammellager für Juden aus München untergebracht

Mahnmal für das ehemalige jüdische Sammellager am Zaun des Alten- und Pflegheims St. Michael. Der Granitblock wurde 1987 von Nikolaus Gerhart geschaffen und unter dem noch erhaltenen, jetzt frei steheden Portal des ehemaligen Gebäudes platziert.

Einen Teil des Vorgängerbauwerks des heutigen Alten- und Pflegeheims St. Michael in Berg am Laim hatten die Nationalsozialisten beschlagnahmt und 1941 bis 1943 hier ein Sammel- und Durchgangslager für Juden aus München untergebracht. 

Seit 36 Jahren führt die Friedensgemeinschaft Berg am Laim im November eine Gedenkveranstaltung für die über 500 jüdischen Menschen durch, die in dem Sammellager interniert waren interniert waren und zum überwiegenden Teil später deportiert und ermordet wurden. In diesem Jahr findet das Gedenken am Montag, 6. November, von 19 bis 21.30 Uhr, in unserem Alten- und Pflegeheim St. Michael statt. Die Friedensgemeinschaft Berg am Laim ist ein loser Zusammenschluss interkulturell orientierter Organisationen (Bezirksausschuss Berg am Laim, Bürgerkreis Berg am Laim, Evangelische Kirchengemeinde Sophie Scholl, Kulturbürgerhausverein, Münchner Volkshochschule-Stadtbereich Ost) und engagierter Einzelpersonen aus Berg am Laim.

Die Gedenkveranstaltung trägt den Titel "Flucht und Versteck: Untergetauchte Jüdinnen und Juden in München - Verfolgungserfahrung und Nachkriegsalltag".

Ende März 1943 wurde das Internierungslager München-Berg am Laim geschlossen. Innerhalb von 20 Monaten waren nahezu 500 Jüdinnen und Juden von dort deportiert und ermordet worden. Manche entzogen sich der Deportation durch Suizid, nur wenige überlebten die Verfolgung, indem es ihnen gelang, unterzutauchen, sich zu verstecken oder zu fliehen. Doch wie war es möglich, dass einige Jüdinnen und Juden das Lager 1943 verlassen und die Shoah überleben konnten?

Die Veranstalter erinnern in diesem Jahr auch an die, die sich der Verfolgung entziehen konnten und an ihre Helferinnen und Helfer, die viel zu wenigen mutigen Menschen, die deutlich machen, dass auch in diesen dunklen Jahren eine persönliche Entscheidung gegen den Völkermord der Nazis und für die Humanität möglich war. Welche Wege gingen diese Menschen nach Kriegsende?

Den Vortrag des Abends hält Susanna Schrafstetter, die am Department of History der University of Vermont lehrt. Sie ist Autorin des Buchs "Flucht und Versteck. Untergetauchte Juden in München – Verfolgungserfahrung und Nachkriegsalltag". Zur Einführung spricht der Historiker Erich Kasberger. Für den musikalischen Rahmen sorgt das Quartett Musai. Im Anschluss findet der Lichtergang zum Mahnmal statt.