1. November: Das Fest aller Heiligen

Allerheiligen ist das Fest unserer eigenen Zukunft

An Allerheiligen feiern wir das Fest all derer, die wir in der Vollendung bei Gott wissen. Viele Heilige sind namentlich bekannt. Zur Schar der Heiligen gehören jedoch alle, ob namentlich bekannt oder unbekannt. So ist das Fest Allerheiligen das Fest aller Heiligen.

An diesem Fest gedenken wir im Besonderen unserer Verstorbenen. Wir schmücken die Gräber, beten für sie, hoffen, dass sie als von allen irdischen Begrenzungen Befreite beim großen Fest im Himmel als Erlöste und Vollendete leben.

Erinnerung ist etwas Gutes, lässt die, die uns im Tod vorausgingen, in unserer Mitte lebendig werden, was österliches, lichtvolles Geschehen in dieser oft sehr trüben Jahreszeit ist.

Erinnerungen sind so vielfältig wie das Leben selbst. Zuweilen stellt sich dabei auch die Erfahrung ein, dem Heimgegangen nicht gerecht geworden zu sein. Das kann traurig machen. Gleichzeitig bedeutet es die Begegnung mit den persönlichen Begrenzungen. Mit dem Verstorbenen ins Gespräch zu kommen, kann Frieden bringen, weil es den nicht mehr unter uns lebenden umfassender erkennen lässt und er selbst vielleicht eine befreiende Botschaft bereithält, auch wenn diese nicht beweisbar ist und einfach geglaubt werden will.

Die Liebe bleiben wir einander immer schuldig. Gott ist der Vollender. Die, die bei ihm angekommen sind, kommen alle aus der großen Bedrängnis und sind rein gewaschen im Blut des Lammes. (Off 7,14)

Solange unser Leben währt, stehen wir in Bedrängnissen, Sorgen und Nöten, erleiden persönliche Schuld, bleiben hinter eigenen Idealen und Ansprüchen zurück. Das lässt zuweilen fragen, ob wir der Wohnung, die Gott bereiten will, auch würdig sind. Das ist menschliche Frage, nicht die Frage Gottes, wie auch Vollendung Sache Gottes ist. In seiner Liebe will Gott alles, was er geschaffen hat, vollenden und zu sich heimführen.

Feiern wir Allerheiligen im Gedenken an die, die uns vorausgingen. Feiern wir es aber auch als das Fest unserer eigenen Zukunft. – Das irdische Leben, eingebunden in die Begrenzungen, die persönlich und gesellschaftlich gegeben sind, lässt im Fragment erfahren, was zugesagt ist. Alles, was an Schönem, Beglückendem, Erfüllendem begegnet, ist Bild und Zeichen dafür, was einmal für immer geschenkt werden will. Das letzte Buch der Bibel, die Offenbarung des Johannes, erzählt in Bildern, was uns auf der anderen Seite des Lebens erwartet. Es sind in menschliche Worte gefasst Bilder. Das, was sein wird, wird noch viel herrlicher sein. Es wird so herrlich sein, dass menschliche Worte zur Beschreibung nicht ausreichen. Da werden wir einmal nur noch staunen und danken und voll Freude in der Gemeinschaft aller Heiligen leben.

Die Feier von Allerheiligen stärke uns auf dem irdischen Weg mit all seinen Höhen und Tiefen, all seinen Freuden und allem Schweren und halte in uns die Hoffnung lebendig auf das, was uns in der Vollendung erwartet.

 

Sr. Miriam Strunz MSsR