Vinzenz von Paul

Leben und Berufung

Wie viele andere Ordensgemeinschaften trägt auch die Kongregation der Barmherzigen Schwestern den Namen eines Heiligen. Es ist Vinzenz von Paul (1581-1660), der große Heilige der Nächstenliebe. Er erkannte für sich, dass Liebe immer Tat sein müsse und setzte sich unermüdlich, aber auch mit großem organisatorischen und politischen Geschick für arme, kranke und suchende Menschen ein. Aber auch diese große Persönlichkeit kam nicht als Heiliger auf die Welt. Am 24. April 1581 in Pouy (Südwestfrankreich) als drittes von sechs Kindern geboren, bemühte sich der Bauernsohn um eine Priesterstelle, die damals ein vergleichsweise gesichertes Auskommen versprach. Obwohl er aus ärmlichen Verhältnissen stammte, ging sein Wunsch nach Schulbildung und Theologiestudium in Erfüllung und er wurde 1600 – im Alter von nur 19 Jahren – zum Priester geweiht.

 

1608 wurde Vinzenz von Paul Priester in Paris, wo er eine tiefe Glaubenskrise durchlebte. In dieser Zeit vollzog sich in ihm eine tiefgreifende Wandlung,  und er sah angesichts des ihn umgebenden menschichen Leids die Aufgabe seines Lebens: den Armen und Kranken zu helfen und ihnen die Frohe Botschaft zu bringen – genauer: für sie die Frohe Botschaft zu sein.

Das Wirken

Gemeinsam mit Luise von Marillac gründete er 1633 in Paris die „Filles de la Charité“, die Gemeinschaft der „Töchter der christlichen Liebe“, die auch die ideelle Vorläuferorganisation unserer Kongregtion ist. Aus unserer heutigen Sicht ein Detail, damals eine kirchliche Revolution: Erstmals in der Kirchengeschichte wirkten Ordensschwestern außerhalb ihrer Klostermauern und gingen dorthin, wo die Not am größten war: in Elendsviertel, Krankenhäuser und die damals so verbreiteten Waisenhäuser.

 

Schnell hatte Vinzenz von Paul gelernt, dass spontane Hilfe in Notsituationen nicht nachhaltig genug wirkt. Deshalb begann er, seine Fürsorge in der Art eines modernen Managers effizient zu organisieren. Er gründete ein ganzes Netzwerk sozialer Einrichtungen in ganz Frankreich. Es entstanden zahllose Genossenschaften der Nächstenliebe, Vereine, Priesterseminare, Asyle für Menschen mit Behinderungen, Kinderheime, Krankenhäuser und Altenheime. Der Ruf dieses Mannes mit der unermüdlichen Energie und dem einnehmenden Wesen verbreitete sich im ganzen Land, so dass sich viele Frauen und Männer vom Feuer der Nächstenliebe entzünden ließen und seinem Beispiel folgten.

Der Auftrag an uns

Vinzenz von Paul wird heute als "Begründer der neuzeitlichen Caritas" verehrt. Seine Helfer und er haben Zehntausende Findelkinder vor dem sicheren Tod gerettet. In ihren Suppenküchen haben sie Hunderttausende Arme und Hungrige gespeist und getröstet. Der große Vinzenz von Paul stab am 27. September 1660 und wurde 1737 heiliggesprochen. Seit 1855 gilt er in der katholischen Kirche als der Schutzpatron der karitativen Vereine.

 

Was Vinzent von Paul vor 400 Jahren begonnen hat, wirkt bis heute fort. Sein reiches spirituelles Erbe spornt uns jeden Tag an, unsere Kraft einzusetzen, um die vielfältigen Nöte unser eigenen Zeit zu erkennnen und zu lindern. Auch uns hält nichts hinter Klostermauern, wenn vor unserer Tür oder irgendwo sonst Menschen leiden, verlassen sind und keinen Ausweg mehr sehen.