Warum sind Sie ins Kloster gegangen?

Es gab bei mir weder den "einen" Grund, noch den "einen" Moment. Ich bin sicher, die Entscheidung für ein Leben im Orden war bei mir sehr früh angelegt. Aber sie hat lange gebraucht, um zu reifen. Umso mehr lebe ich jetzt in der Gewissheit, bei den Barmherzigen Schwestern meinen Platz gefunden zu haben.

 

Warum sind Sie gerade bei den Barmherzigen Schwestern eingetreten?

Es ist einerseits das Gefühl, dass jemand, der meine Stärken und Schwächen genau kennt, mich dorthin gestellt hat - und die Sicherheit, dass ich dort genau so angenommen werde wie ich bin.

Wie gehen Sie mit der Sehnsucht nach körperlicher Nähe und Sexualität um?

Es gibt Tage, an denen es mir schwer fällt, darauf zu verzichten. Aber der Verzicht schenkt mir auf der anderen Seite ein starkes Gefühl der Freiheit und Selbstbestimmung.

 

Wie haben Ihre Freunde und Bekannten reagiert? Haben Sie Ablehnung erfahren?

Ich habe fast ausschließlich sehr positives Feedback bekommen. Ich glaube, gerade in meiner Generation sind eine große Verunsicherung, aber auch eine große Sehnsucht nach Sinn sehr verbreitet. Viele trauen sich aber nicht, zuzugeben, dass Karriere und Statussymbole sie eigentlich immer unzufriedener machen.

Wie fühlt es sich an, keinen persönlichen Besitz zu haben?

Auf die Frage antworte ich meistens mit einer Gegenfrage: Wie fühlt es sich an, sich täglich Gedanken über Geld machen zu müssen? Kann ich nächsten Monat meine Miete bezahlen? Wird mein Arbeitsplatz wegrationalisiert? Von all diesen Sorgen bin ich befreit. Das fühlt sich schon mal sehr gut an. Ich habe trotzdem genug Geld zur Verfügung, um mit Freundinnen spontan einen Kaffee trinken oder ins Kino gehen zu können. Größere Anschaffungen stimme ich natürlich mit meinen Mitschwestern ab. Aber ich gehe davon aus, dass jeder, der mit einem Partner zusammenlebt, das auch macht.