Wie lange gehören Sie der Kongregation der Barmherzigen Schwestern an?

Ich bin 1975 eingetreten. Da war ich 21 Jahre alt

 

Wie haben Sie gespürt, dass Sie zum Leben in einer Ordensgemeinschaft berufen sind?

Schon in meiner Jugend haben mich die biblischen Geschichten über Jesus besonders berührt. Ich habe verstanden, dass sich für alle Menschen, die Jesus ihr Herz öffnen, etwas zum Besseren wendet. Das hatte eine starke Wirkung auf mich. Mir wurde es immer wichtiger, den Gottesdienst zu besuchen. Während einer Eucharistiefeier klangen die Worte „DURCH IHN UND MIT IHM UND IN IHM“ so deutlich in mir nach, dass mein Entschluss feststand.

Warum haben Sie sich für die Barmherzigen Schwestern entschieden?

Ich wollte unbedingt einem Orden angehören, bei dem das soziale Engagement besonders wichtig ist. Da ich wusste, dass die Barmherzigen Schwestern – schon dem Namen nach – überwiegend in diesem Bereich arbeiten, stand mein Entschluss schnell fest.

 

Was sind Ihre wichtigsten Aufgaben als Generaloberin?

Meine wichtigste Aufgabe ist die Sorge um das Wohl meiner Mitschwestern in allen weltlichen und geistlichen Belangen. Aber ich treffe wichtige Entscheidungen nie allein, sondern gemeinsam mit meinen vier Mitschwestern im Generalrat.

 

Besonders am Herzen liegt mir die Wertearbeit der Kongregation. Denn ich möchte das, was uns als Gemeinschaft zusammenhält, das reiche spirituelle Erbe Vinzenz von Pauls, in unserer täglichen Arbeit lebendig halten. Das vermittle ich unermüdlich allen, die schon in unseren Häusern mit uns arbeiten oder – insbesondere als Führungskräfte – neu zu uns kommen möchten.

 

Eine ganz besondere Freude ist es für mich immer, wenn ich eine neue Mitschwester offiziell ins Noviziat aufnehmen oder eine Profess abnehmen darf.

Was sind die spirituellen Fixpunkte in Ihrem Tagesablauf und was bedeuten sie Ihnen?

Für mich beginnt ein guter Tag schon mit dem Abend davor. Ich lese am liebsten spirituelle Bücher. Damit kann ich den Tag am besten „ablegen“ und schlafe gut. Der Morgen mit Gebet und Eucharistiefeier und gemeinsamem Frühstück ist für mich das „Kraftwerk“, das mich mutig und froh in den Tag gehen lässt. Bei aller Liebe zu meinen vielen Aufgaben sind mir aber auch regelmäßige Pausen besonders wichtig. Im Gebet und im Gespräch sammle ich neue Kraft und Ideen. Und: Dass ich mich geistlich begleiten lassen darf, ist für mich unverzichtbar und wertvoll.

Haben Sie auch schwierige Zeiten erlebt und wie haben Sie diese überwunden?

In den vielen Jahren gab es ganz sicher auch Momente des Zweifels. Aber es hat mir immer geholfen, eine Situation in Ruhe zu betrachten und vertrauensvoll um Wahrheit und Klarheit zu beten. Es ist ein schönes Gefühl, dass man nicht nur auf die eigene Kraft bauen muss, sondern von Gott und den Mitschwestern behütet und getragen ist.