Die Kraft des wohlwollendes Blickes

Spiritueller Impuls zum Todestag des Hl. Vinzenz von Paul

Zitate des heiligen Vinzenz von Paul haben bis heute eine große Kraft, Menschen zu inspirieren und zum Nachdenken anzuregen. Deshalb bin ich froh, dass sie mir im Arbeitsalltag oft begegnen, zum Beispiel bei der Andacht zu seinem Todestag, im Rahmen derer Kolleginnen und Kollegen sowie Schwestern ihre Gedanken zu Vinzenz-Zitaten teilen. 

Mein Vorgänger hat mit einen Notizzettelkasten mit Vinzenz-Zitaten überlassen und oft - wenn ich mir etwas notiere - bleibe ich an den Worten vom hl. Vinzenz von Paul hängen. Heute an diesem Zitat:

“Gewöhne dich daran, Dinge und Menschen immer und in jedem Fall nach ihrer guten Seite zu beurteilen.” 

Ein Satz, der gerade in herausfordernden und kontroversen Zeiten heraussticht.  Er ist mehr als ein freundlicher Ratschlag. Er ist eine Haltung, die Beziehungen stärkt, Kommunikation erleichtert und die eigene innere Stabilität fördert.

Im Leben treffen tagtäglich unterschiedliche Meinungen, Verhaltensmuster und Erwartungen aufeinander. Wer übt (also eine Gewohnheit daraus macht), Menschen zunächst von ihrer positiven Seite zu betrachten, öffnet Raum für Vertrauen und konstruktives Miteinander.

Vinzenz von Paul hat die Nöte seiner Zeit erkannt und sich vehement für Benachteiligte eingesetzt. Daher meinte er sicher nicht, dass wir alles mit der “rosaroten Brille” sehen oder Konflikten aus dem Weg gehen sollen. Vielmehr geht es darum, Menschen in ihrer Ganzheit zu sehen und bei aller Kritik oder Meinungsverschiedenheit auch die Stärken und die guten Absichten zu erkennen. Das ist eine bewusste Entscheidung, die Missverständnisse reduziert und Lösungsfindung ermöglicht. 

Das Erstaunliche: Wohlwollen gegenüber anderen tut auch mir gut. Ich bin weniger im Widerstand und kann gelassener und fröhlicher durch den Tag gehen.

Wohlwollen ist daher für mich kein naives Schönreden, sondern eine bewusste Entscheidung für Vertrauen: in persönlichen Begegnungen, im Arbeitsleben und im gesellschaftlichen Diskurs. Aber es braucht Übung, Wohlwollen zur Gewohnheit zu machen :-)

Bettina Rauscher

Marketing & Kommunikation