An Allerheiligen feiern wir alle, die ihr Leben nach Gott ausgerichtet haben – bekannte und unbekannte Heilige, Menschen, die aus der Kraft der Liebe gelebt haben.
Dieses Fest erinnert uns auch daran: Heiligkeit ist unsere gemeinsame Berufung.
Durch die Taufe sind wir geheiligt und eingeladen, im Alltag heilig zu werden.
Heiligkeit bedeutet nicht, perfekt zu sein. Auch die Heiligen hatten ihre Grenzen, Zweifel und Wunden. Der Apostel Paulus schreibt offen von seinem „Stachel im Fleisch“ – einer Schwäche, die ihn begleitet.
Und doch sagt Gott zu ihm: „Meine Gnade genügt dir; denn sie erweist ihre Kraft in der Schwachheit.“ (2 Kor 12,9)
Paulus entdeckt: Gottes Kraft wird gerade in der Schwachheit sichtbar. Heiligkeit wächst also nicht aus eigener Leistung, sondern aus dem Vertrauen auf Gottes Gnade.
Auch Vinzenz von Paul, der große Freund der Armen, wusste: „Die Vollkommenheit besteht nicht in großen Dingen, sondern darin, kleine Dinge gut zu tun.“ „Gott verlangt nicht, dass wir Erfolg haben, sondern dass wir treu sind.“
Heiligkeit geschieht mitten im Alltag – in Treue, in Liebe, im Dienen. Nicht der äußere Glanz, sondern das offene Herz macht den Menschen heilig.
An Allerheiligen dürfen wir dankbar schauen auf jene, die uns vorangegangen sind – und zugleich erkennen: auch wir sind berufen, heilig zu leben. Nicht, weil wir alles können, sondern weil Gottes Gnade in unserer Schwachheit wirkt.
Heiligkeit heißt: Gottes Gnade annehmen, im Vertrauen leben und aus Liebe handeln – jeden Tag neu.
Pater Joseph Chechott
