Am 31. Juli erinnern sich die Münchner Barmherzigen Schwestern dankbar an ihre Gründerin und erste Generaloberin, Schwester Ignatia Jorth, die an diesem Tag ihren Geburtstag und ihren Namenstag feierte. Im Jahr 1780 – also vor 245 Jahren – im elsässischen Schlettstadt als Katharina Jorth geboren, trat sie mit 27 Jahren im Bistum Straßburg in die Kongregation der Barmherzigen Schwestern ein und erhielt den hl. Ignatius von Loyola zum Namenspatron. Schwester Ignatia wurde zunächst in der Krankenpflege ausgebildet, bevor ihr – während der Wirren der Napoleonischen Kriege und der Restauration der Bourbonenmonarchie – in den Bürgerspitälern in Hagenau und Straßburg das Amt der Oberin übertragen wurde, wo sie ihre Führungskompetenz und Organisationsstärke unter Beweis stellte. Als Assistentin der Straßburger Generaloberin trug sie zudem Mitverantwortung für ihre Schwesterngemeinschaft und zeigte als Novizenmeisterin pädagogisches Geschick.
Dem Vinzentinischen Auftrag, Christus in den Armen zu dienen, entsprach Schwester Ignatia auch in Bayern, als sie im Jahre 1832 von ihrer Generaloberin nach München gesandt wurde, um auf Veranlassung von König Ludwig I. im Allgemeinen Krankenhaus (heute Teil des LMU Klinikums Innenstadt), die praktische Krankenpflege zu organisieren und eine diesem Zweck entsprechende Ordensgemeinschaft aufzubauen. Man musste die jungen Frauen, die in die Gemeinschaft eintraten, in das geistliche Leben einführen und ihnen eine gediegene Ausbildung bieten, da nach dem Selbstverständnis der Barmherzigen Schwestern die Ausübung der Pflege auf zwei Säulen beruht: Auf der Nächstenliebe im Geist des Evangeliums und auf einer fundierten Fachkompetenz, die die eigentliche Pflege, aber auch die Hauswirtschaft, Küche, Wäscherei und Näherei umfasste.
Zwölf Jahre wirkte Schwester Ignatia segensreich in Bayern. Als sie am 25. Januar 1845 starb, gab es hier bereits 20 Niederlassungen, in denen fast 180 Schwestern im Dienst an kranken und alten Menschen sowie für Waisenkinder wirkten. Zudem war die Münchner Generaloberin an der Gründung von drei Kongregationen in Österreich maßgeblich beteiligt.
Schwester Ignatia darf zurecht als eine bedeutende Frau gewürdigt werden, da von ihr die Reorganisation des Krankenpflegewesens in Süddeutschland zu Beginn des 19. Jahrhunderts ausging und sie damit maßgeblich zum Aufbau eines modernen Gesundheits- und Sozialwesens beitrug. Ihre Tatkraft bezog sie aus der Überzeugung, „dass der Orden der barmherzigen Schwestern nur lebt, arbeitet und wirkt für das Wohl der armen leidenden Menschheit und um Gottes Willen, eingedenk der Worte: Was ihr dem geringsten der Meinigen getan habt, das habt ihr mir getan“ (Mt 25,40).
Dr. Susanne Kaup
Leitung Archiv der Kongregation Barmherzigen Schwestern München